Die Nachrüstung von Booten mit Lithium-Ionen-Akkus erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die Vorteile liegen auf der Hand: höhere Energiedichte, geringeres Gewicht und längere Lebensdauer im Vergleich zu herkömmlichen Blei-Säure-Batterien. Doch was viele nicht beachten: mit der Umrüstung läuft man auch Gefahr, die CE Zertifizierung des Bootes zu verlieren – mit sehr ernsthaften Konsequenzen!
Die Rolle der Recreational Craft Sectoral Group (RSG)
Die Recreational Craft Sectoral Group (RSG) ist eine wichtige Instanz im Bereich der Wassersportfahrzeuge. Sie koordiniert die Zusammenarbeit zwischen authorisierten Zertifizierungsanbietern (Notified Bodies) und sorgt für eine einheitliche Auslegung der Recreational Craft Directive (RCD). Diese EU-Richtlinie legt die grundlegenden Sicherheits- und Umweltanforderungen für Sportboote fest, die in der Europäischen Union verkauft oder in Betrieb genommen werden.
Der Fallstrick: die Empfehlung Nr. 199 der RSG
Die RSG hat sich intensiv mit der Thematik der Lithium-Ionen-Akkus in Booten auseinandergesetzt. In ihrer RECOMMENDATION FOR USE Nr. 199 kommt sie zu dem Schluss, dass der Austausch von herkömmlichen Batterien durch Lithium-Ionen-Akkus eine „wesentliche Veränderung“ (major craft conversion) im Sinne des RCD Artikel 3 (7) darstellt.

Was bedeutet das für Bootseigner?
Diese Schlussfolgerung der RSG hat weitreichende Konsequenzen für Bootseigner, die eine Nachrüstung mit Lithium-Ionen-Akkus planen oder bereits durchgeführt haben:
- Verlust der CE-Zertifizierung: Die RSG argumentiert, dass eine wesentliche Veränderung des Bootes dazu führen kann, dass die ursprüngliche CE-Zertifizierung ungültig wird. Das Boot entspricht dann möglicherweise nicht mehr den geltenden Sicherheits- und Umweltanforderungen.
- Haftungsrisiken: Ein Boot ohne gültige CE-Zertifizierung kann im Schadensfall zu erheblichen Haftungsrisiken für den Eigner führen. Versicherungen könnten Leistungen verweigern, und bei Unfällen können rechtliche Konsequenzen drohen.
- Neubewertung erforderlich: Um die CE-Konformität nach der Nachrüstung wiederherzustellen, ist in der Regel eine Neubewertung des Bootes durch eine authorisierte Stelle erforderlich. Dies kann mit erheblichem Aufwand und Kosten verbunden sein.
Warum diese strenge Auslegung?
Die RSG begründet ihre strenge Auslegung mit den potenziellen Risiken, die mit Lithium-Ionen-Akkus verbunden sind. Unsachgemäße Installation, mangelhafte Batteriesysteme oder fehlende Schutzmaßnahmen können zu Bränden, Explosionen oder anderen gefährlichen Situationen führen.
Was sollten Bootseigner tun?
Wenn Sie planen, Ihr Boot mit Lithium-Ionen-Akkus nachzurüsten, oder dies bereits getan haben, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:
- Vermeiden Sie jede Bastelei in Eigenregie: Elektrische Systeme sind kein Spielfeld für Experimente. Überlassen Sie die Planung und Installation von Lithium Ionen Systemen ausschließlich spezialisierten Fachfirmen.
- Hersteller konsultieren: Halten Sie Rücksprache mit dem Hersteller des Bootes und klären Sie ab, in wie fern ein solcher Umbau die vorliegende CE Zertifizierung berührt bzw. gefährdet.
- Wählen Sie zertifizierte Komponenten: Verwenden Sie ausschließlich Marine-zertifizierte Batteriesysteme und Komponenten.
Fazit
Die Nachrüstung von Booten mit Lithium-Ionen-Akkus ist eine komplexe Angelegenheit, die sorgfältige Planung und Umsetzung erfordert. Die Empfehlung der RSG macht deutlich, dass die CE-Zertifizierung in Gefahr geraten kann, wenn die Nachrüstung nicht fachgerecht durchgeführt wird. Bootseigner sollten sich daher umfassend informieren und professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen, um Risiken zu minimieren und die Sicherheit ihres Bootes zu gewährleisten.
Hinweis: Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und stellt keine Rechtsberatung dar. Bitte konsultieren Sie im Zweifelsfall einen Rechtsanwalt oder eine benannte Stelle.